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Quelle: Fotolia / YuI
ÖSTERREICH:
E-Control: Auf der Suche nach dem „Datenschatz Energie“
Grundsätzlich hat Österreich eine gute Datenbasis für sachkundige Entscheidungen im Energiebereich. Die Erhebung der Werte ist aber nicht immer einfach, hieß es bei einer Fachtagung.
 
Im Zusammenhang mit der Energiewende sowie zur Bewältigung von Krisen wie im Jahr 2022 wird eine „belastbare Datengrundlage“ benötigt, betonte der Vorstand der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control, Wolfgang Urbantschitsch, bei deren Fachtagung „Die Energiewelt in Zahlen“ am 3. Juni in Wien. Politik, Verwaltung und Wirtschaft, aber auch Privatpersonen, brauchten Daten, um sachgerechte Entscheidungen zu treffen.

„Grundsätzlich ist der Datenbestand im Energiebereich sehr gut. Wir verfügen über langjährige zuverlässige Statistiken. Das Jahr 2022 zeigte aber auch, wir brauchen zusätzliche Informationen“, konstatierte Urbantschitsch. Und diese müssten in geeigneter Weise aufbereitet werden, um für ihre allfälligen Nutzer verständlich sowie verwendbar zu sein.

Der Leiter der Abteilung Volkswirtschaft der E-Control, Johannes Mayer, erläuterte, die E-Control selbst benötige Daten insbesondere für die „Energielenkung“ im Krisenfall, für Regulierungsaufgaben, etwa im Zusammenhang mit der Festlegung der Strom- und Gasnetztarife, sowie für die Marktüberwachung. Mayer zufolge ist es für die Behörde indessen nicht immer leicht, Daten möglichst einfach und effizient zu erheben. Es bedürfe einigen Aufwands, des „Datenschatzes Energie“ habhaft zu werden.

Nicht alle Verteilnetzbetreiber etwa hätten beispielsweise Verbrauchsdaten bezogen auf das Kalenderjahr zur Verfügung. Manche von ihnen wiederum erfassten diese Daten bereinigt nach Heizgradtagen oder anderen Kriterien: „Es gibt unterschiedliche Vorgangsweisen und damit automatisch gewisse Inkonsistenzen.“ Ein weiteres Problem sei die Anforderung an die Verfügbarkeit der Werte: Bisweilen bestehe seitens der Öffentlichkeit und keineswegs zuletzt seitens der Politik der Wunsch, die aktuelle Situation gleichsam bereits „gestern“ zu kennen. Auf manche Daten wiederum habe die E-Control mangels gesetzlicher Grundlagen keinen Zugriff: „Und speziell kleinere Unternehmen haben etwas anderes zu tun, als uns Daten zu liefern. Sie verfügen einfach nicht über ausreichendes Personal dafür.“ 
„Luft nach oben“

Aus diesem Grund habe die E-Control versucht, „automatisierte Meldewege“ einzuführen. Auch diesbezüglich sieht Mayer jedoch „noch Luft nach oben.“ Immerhin seien österreichweit etwa 1.000 Unternehmen und Institutionen verpflichtet, der E-Control Daten zu melden. Darunter sind die Netz- und Speicherbetreiber ebenso wie die Energielieferanten und -erzeuger, manche Großverbraucher sowie die Clearingstellen. Bestimmte Datenlieferungen haben täglich zu erfolgen, andere monatlich, halbjährlich oder jährlich. Erfolgten die Lieferungen häufig, werde das zur Routine und funktioniere im Wesentlichen problemlos. „Etwas anderes ist es, wenn uns jemand nur einmal im Halbjahr oder im gesamten Jahr Daten zu übermitteln hat. Dann kommt es vor, dass rund 20 bis 30 Prozent der Betreffenden nicht mehr auf das Meldesystem zugreifen können, etwa, weil sie Passwörter vergessen haben oder dergleichen“, schilderte Mayer.

Neben den von ihr selbst erhobenen Daten nutzt die E-Control laut Mayer auch solche, die sie von internationalen Anbietern wie der Energiebörse EEX zukauft, sowie öffentlich zugängliche Daten von Clearingstellen und anderen Einrichtungen. Diese kann sie üblicherweise automatisiert abrufen.

Zu viel des Guten

Bisweilen könne es des Guten aber auch schon fast wieder zu viel werden, stellte Mayer fest: Unter anderem wegen neuer Datenlieferverpflichtungen aufgrund EU-rechtlicher Vorgaben verdoppeln sich die Mengen mancher Werte jährlich, was die Anforderungen an die Analyse und Aufbereitung entsprechend erhöhe. Mit einem in Vorbereitung befindlichen Projekt mit dem Titel „Datenmanagement neu“ wird die E-Control laut Mayer versuchen, mit diesem Problem (noch) besser zurande zu kommen.

Unter anderem wäre es Mayer zufolge eventuell auch möglich, aus der ohnehin erfolgenden Überwachung von Marktprozessen mehr Daten zu gewinnen, etwa, was Details zum Retailmarkt betreffe. Diesbezüglich bestünden allerdings Vorbehalte seitens mancher Energieunternehmen, die Rückschlüsse auf Geschäftsgeheimnisse befürchteten und sich entsprechend zurückhaltend zeigten. Ihren gesetzlichen Verpflichtungen kämen die Unternehmen indessen weitestgehend klaglos nach: „Wo wir regulatorische Aufgaben haben, bekommen wir die Daten.“

Energiemarkt noch besser verstehen

Laut dem zweiten Vorstand der E-Control, Alfons Haber, gilt es, die Öffentlichkeit verstärkt auf die Bedeutung einer zuverlässigen Datenbasis für das Gelingen der Energiewende hinzuweisen: „Die Energiewirtschaft wird sich erheblich verändern, nicht zuletzt durch die extremen Zubauten im Ökostrombereich.“ Deshalb sei es notwendig, „den Energiemarkt noch besser zu verstehen.“
 

Klaus Fischer
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Dienstag, 04.06.2024, 13:11 Uhr

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